Die Schlagzeilen haben sich in den letzten Monaten überschlagen:
Sie haben sicherlich schon ähnliche Newsbeiträge gesehen oder gelesen. In diesem Blogbeitrag werden wir näher auf dieses Thema eingehen und stellen uns die Frage, ob wir als Branche nicht selbst mitverantwortlich für den sogenannten IT-Fachkräftemangel sind.
IT – Die am schnellsten wachsende Branche
Die IT-Branche ist eine der am schnellsten wachsenden Branchen weltweit. In den letzten Jahren hat die Branche ein jährliches Wachstum von etwa 5% verzeichnet und wird voraussichtlich auch in Zukunft weiter ansteigen. Ein Hauptgrund dafür ist der riesige technologische Fortschritt in den letzten 20 Jahren. Unternehmen setzen vermehrt auf digitale Technologien, um ihre Geschäftsprozesse zu optimieren, ihre Produkte und Dienstleistungen zu verbessern und sich von der Konkurrenz zu differenzieren. Diese neuen Technologien wie Cloud Computing, Künstliche Intelligenz, Internet der Dinge (IoT) und Blockchain tragen zur Wachstumsdynamik der Branche bei. Sie ermöglichen es Unternehmen, effizienter zu arbeiten, innovative Produkte und Dienstleistungen zu entwickeln und neue Geschäftsfelder zu erschliessen. Ein weiterer Grund dafür ist die Zunahme an Cyber-Attacken auf KMUs, die zu einen immer grösseren Stellenwert der IT im Unternehmen führt. Die innovis technologies GmbH wie auch weitere spezialisierte Unternehmen verzeichnen eine starke Nachfragezunahme. Dieser Anstieg hat jedoch auch zu einem zunehmenden Mangel an qualifizierten IT-Fachkräften geführt. Der IT-Fachkräftemangel ist insbesondere für KMUs und Startups problematisch, da diese oft nicht über dieselben Ressourcen und dasselbe Budget wie Grossunternehmen verfügen.
Zu den Fakten
- Über 11’000 IT-Stellen wurden im zweiten Quartal des Jahres 2022 ausgeschrieben.
- Ende des Jahres 2022 hatte die IT-Branche, gemäss dem SRF, am zweit meisten Stellen zu vergeben, hinter der Gesundheitsbranche.
- Im vergangenen Jahr haben Firmen bereits vermehrt auf IT-Fachkräfte aus Drittstaaten wie USA, Grossbritannien oder Indien gesetzt.
- Laut einer Studie des ICT Verbands Switzerland fehlten im Jahr 2020 rund 25’000 IT-Fachkräfte.
- Die Zahlen des Bundesamts für Statistik zeigen, dass Grossunternehmen im Durchschnitt 15% mehr Lohn an Fachkräfte zahlen als KMUs.
Mögliche Gründe für den IT-Fachkräftemangel in der Schweiz
Für den Fachkräftemangel der IT-Branche in der Schweiz gibt es verschiedene Gründe. Einerseits hat die rasant wachsende IT-Branche einen hohen Bedarf an Fachkräften, der nicht immer gedeckt werden kann. Andererseits gibt es einen Mangel an Fachkräften aufgrund von unzureichend Ausbildungsplätzen, fehlenden Chancen für Quereinsteiger und mangelnder Attraktivität der IT-Branche. Zudem gibt es oft Schwierigkeiten bei der Anerkennung ausländischer Abschlüsse und eine hohe Arbeitsbelastung sowie hohe Anforderungen an die IT-Fachkräfte, dies entnehme ich aus einem Interview mit dem Geschäftsführer von ICT-Berufsbildung Schweiz. Es besteht ein hoher Konkurrenzkampf zwischen Unternehmen um die begrenzte Anzahl qualifizierter Fachkräfte, was es schwieriger macht, Mitarbeiter zu finden und sie ans Unternehmen zu binden. Gemäss der Veröffentlichung eines Papers über den Demografischen Wandel der Universität St. Gallen, ist dieser ein weiterer Grund für den Fachkräftemangel in der IT-. Viele Fachkräfte gehen in den Ruhestand und es wurde nicht genug früh für Nachwuchs gesorgt, um diese Lücke zu füllen.
Wie sich der IT-Fachkräftemangel in Zukunft verändern wird
SWI (Swissinfo) erwartet, dass der Fachkräftemangel in der IT-Branche in den nächsten Jahrzehnten weiterhin bestehen bleibt oder sogar zunehmen wird, da der Mangel an Fachkräften nicht nur in der Schweiz, sondern auch in vielen EU-Ländern herrscht. Einer der Hauptgründe ist die zunehmende Digitalisierung. In immer mehr Berufen werden fortlaufend neue Technologien eingesetzt. Dies führt zu höheren Anforderungen an die IT-Kenntnisse der spezifischen Berufsfelder und erhöht den Bedarf an IT-Fachkräften.
Dem IT-Fachkräftemangel entgegenwirken
Um dem Fachkräftemangel in der IT-Branche in Zukunft entgegenzuwirken, müssen Massnahmen ergriffen werden. Mehr junge Menschen sollen für eine Karriere in der IT begeistert und dementsprechend ausgebildet werden. Dazu sollten mehr Ausbildungsplätze bereitgestellt und ein breiteres Ausbildungsangebot für Quereinsteiger entwickelt werden. Um den Bedarf an IT-Fachkräften nicht unnötig zu erhöhen, sollten einerseits Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen aus der älteren Generation unterstützt werden, um ihre IT-Kenntnisse auf den neusten Stand zu bringen. Andererseits sollten Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen in Branchen und Berufen, die bis anhin keine bis wenig Anforderungen an IT-Kenntnissen hatten, entsprechend geschult werden. Eine Zusammenarbeit zwischen Bildungseinrichtungen, Unternehmen und der Politik ist in diesem Thema unerlässlich, um dem IT-Fachkräftemangel langfristig entgegenzuwirken. Wie wirken wir dem Mangel entgegen? Am 1. August wird in unserer jungen Firma ein Lernender seine Ausbildung zum Informatiker Fachrichtung Plattformentwickler starten.
Fazit
Ist der Fachkräftemangel in der IT-Branche hausgemacht? – Der IT-Fachkräftemangel in der Schweiz wird von verschiedenen Faktoren beeinflusst, sowohl innerhalb der Unternehmen wie auch von extern Einflüssen. Meiner Erfahrung nach können Unternehmen ihren Teil dazu beitragen, indem die Anstellungsbedingungen optimiert, die Position der IT-Abteilung innerhalb des Unternehmens gestärkt, und IT-Fachkräfte mehr in operationelle Entscheidungen miteinbezogen werden. Die schnell wachsende Nachfrage an IT-Fachkräften und die Schwierigkeit für Unternehmen, diese zu finden und zu halten, führt zu einem Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt. Darüber hinaus spielen auch strukturelle Faktoren wie die Bürokratie bei der Einwanderung von Fachkräften oder die hohen Lebenserhaltungskosten eine grosse Rolle. Insgesamt kann man sagen, der Schweizer-Fachkräftemangel in der IT-Branche ist nicht ausschliesslich hausgemacht, sondern wird durch eine Kombination von Faktoren verursacht. Jedes Mitglied unserer Branche kann sich fragen, ob es einen Beitrag zur Entschärfung der Situation leisten kann und will.